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Wo fangen wir an?

Text: in freudiger Zusammarbeit mit Catharina Roland

Wir wissen, dass wir so wie wir heute leben, nicht mehr weiterleben können.

Überproduktion, Überkonsumation, Schädigung der Menschen, Landschaft, Tiere. Einkaufen ohne das Bewusstsein, wie, wo, was, von wem, hergestellt wurde.

Bis heute schien es ok. Viele machen weiter, wünschen sich das Alte zurück.

Andere gehen ganz neue Wege.

Dass die heutige Zeit ein grosses Geschenk in sich birgt, dürfte wohl auch vielen von uns bewusst sein. Doch noch scheint es gut verborgen hinter dem Chaos der aktuellen Lage. Wenn wir uns nicht wirklich die Zeit nehmen, um in die Stille zu kommen, wenn wir nicht in uns kehren, meditieren, beten, uns mit unserem höheren Selbst verbinden, wird es wohl schwierig werden, den Zugang zu diesem Weg zu erhalten, der uns aus der Krise in das neue Zeitalter führt.

Vor zwei Tagen waren Catharina Roland und ich auf einem weiteren der exzellenten Vorträge von Uwe Burka in Basel, der seit genau schon 35 Jahren an genau diesen Fragen arbeitet. Fragen wie:

Wie können wir den lebenswichtigen und CO2-bindenden Humus regenerieren, der heute zu 50 % auf unserer Erde zerstört ist?
Wo kommt unser Essen her?
Wer ist in unserer Nähe, uns zu helfen?
Wenn morgen das aktuelle Geldsystem zusammenbricht, auf was für eine Zahlungsart können wir zurückgreifen?
Wenn morgen der Strom ausfällt, wir keine Elektrizität mehr haben, wie können wir uns gegenseitig verständigen? Wer hat einen Ofen, an dem ich mich wärmen kann?
Wer weiss, wo es sauberes Wasser gibt?
Und eine Frage, die uns sehr wichtig erschien, und auch einen kleinen Wow-Effekt hatte, war: Kennst du deine Nachbarn?

Auf diese Frage möchten wir hier vermehrt eingehen, denn als wir gestern gemeinsam mit Catharina am Pferdeausmisten waren, liessen wir diese Frage Revue passieren. Auf Uwe’s Konferenz waren ca. 25, vermehrt, junge Menschen. Gegen Schluss triggerte er unser aller Kreativität, als er Folgendes in die Runde gab: Wenn Ihr alle hier jetzt gemeinsam ein Dorf erbauen solltet, was sollte dieses Dorf beinhalten? Wer würde sich wie einbringen können. Und er erzählte das Beispiel eines wegen Sturms gekenterten Segelbootes mit einer Besatzung von 30 Personen. Die Masten waren gebrochen, die Segel zerrissen, der Kapitän ging über Bord, der Bordcomputer mit Kompass ausser Betrieb.

Für die Bootsinsassen gab es jetzt 2 Möglichkeiten. Entweder sie verschanzten sich gemeinsam im Proviantraum und warteten ab, bis sie irgendjemand retten würde?
Oder sie würden sich organisieren.
„Ich arbeite mit Holz und werde euch ausbilden, wie wir den Masten wieder herstellen können.“
„Ich kann nähen und bilde gerne weitere Personen aus, die mir dabei helfen werden, die Segel wieder zu richten.“
„Ich bin IT-begabt und kümmere mich gerne um den Bordcomputer. Wer macht mit?“
„Ich mache euch zu essen.“
Usw.

Jeder würde sich an die Arbeit machen, und wie gemeinsam mit Spezialisten ein Haus Haus erbaut wird, würde auch hier das Boot von vielen verschiedenen Menschen in Zusammenarbeit wieder fahrtüchtig gemacht werden.

Die Kreativität und die Energie im Saal waren wirklich ansteckend. Im Nu hatten wir ein Dorf erbaut, mit einem Gemüse- und Kräutergarten, mit einer Tiny-Hausbauerin, mit Bauern, mit einem Kindergarten und einer Schule, und und und. Diese Überlegung hat es uns erlaubt, in unseren Herzen den Samen dieser Schöpferkraft anzuregen. Plötzlich erkennen wir, wie viel Begabung, Fähigkeiten und Wünsche die Menschen um uns in sich tragen. Wie gerne sie sich mit ihrer Person einbringen möchten und was für ein Gefühl der Freude dies in einem auslöst. Auch 1/1 Stunde nachdem der Anlass offiziell abgeschlossen war, sassen alle noch am gleichen Ort und niemand wollte den Raum verlassen.

Tja, und da ja dieser Samen aktiviert war, in unserem eigenen Humus, in unserem Herzen, wohl dem fruchtbarsten Boden den es da gibt, wenn Wille und Liebe zusammenkommen, können wir alles erschaffen.

Die Frage die sich am Morgen zwischen Pferd und Esel dann stellte, war: Müssen wir neue Dörfer anlegen oder sind wir ja eh schon dort wo wir sind, im Mittelpunkt eines Dorfes? Welche Fähigkeiten habe ich, die ich mit meinem Nachbarn teilen möchte?

Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Wir leben hier in der Nähe von Lausanne in einem Weier, sind ca. 30 Menschen, doch wir kennen unsere Nachbaren kaum. Wissen nicht oder nur in fern was sie tun, was ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte sind, ob sie vielleicht gerade Hilfe brauchen oder ein Talent besitzen, das uns helfen könnte.

Wir haben bei uns z.B. einen tollen Bauer, der Gemüse anbaut, doch noch nie haben wir mit ihm als Community darüber gesprochen, was er für uns anbauen könnte, damit wir wöchentlich das Gemüse über ihn beziehen können, und seine Existenz durch uns gesichert ist.

Wie schön wird es sein, in Gemeinschaft zu erschaffen, zu kochen, sich gegenseitig zu helfen. Wie wird das Leben sein, wenn ältere Leute sich wiedergesehen fühlen, sich einbringen können, den Kindern Geschichten vorlesen können? Wie schön wird es sein, wenn wir wissen, welchen Nachbarn wir rufen können, wenn gerade etwas nicht mehr funktioniert? Gemeinsam an einem Gartenprojekt zu arbeiten? Wenn uns eine Nachbarin erklären kann, wie wir Obst einkochen und Gemüse haltbar machen können, und welche Kräuter und Blätter in unseren nahegelegenen Wäldern oder Parks essbar sind oder heilen können? Wie schön wird es sein, sich nicht mehr alleine zu fühlen? Wie schön wäre es, wenn wir uns die Zeit nehmen zu erkennen, dass die Bosheit unseres Nachbarn eigentlich nur ein Schrei nach Liebe und Aufmerksamkeit war. Dass es ganz viele Menschen gibt, die vielleicht auch gerne mit meinem Hund spazieren gehen würden oder Massagen anbieten. Und das alles in unserer nächsten Umgebung.

Und um auf die Frage zu antworten: Wo fangen wir: Lasst uns treffen und kennenlernen, und lasst uns darüber sprechen, was jeder von uns braucht und was jeder von zu einer Gemeinschaft beitragen kann.

Ab nun ist dann keiner von uns mehr alleine, sondern wir erkennen uns als einen wunderbaren bunten, lebendigen Organismus an.

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